Entscheidungen im Konsent treffen – wie?

Kollektive Entscheidungsfindung nach dem Kein-Einwand-Prinzip. Wie genau sie funktioniert und wie sie aufgebaut ist, erläutert dieser Beitrag.

Die Entscheidungsfindung nach dem Konsent-Prinzip ist eines von vier Grundprinzipien der Soziokratie resp. der Soziokratischen Kreisorganisationsmethode (SKM). SKM ist auf der einen Seite ein Organisationsmodell, das die Steuerung von dynamischen Unternehmensprozessen unterstützt. Sie kann als Erweiterung oder als Alternative zur pyramidenförmigen Linienorganisation und deren Top-Down-Entscheidungsprozessen verstanden werden. Sie ermöglicht jedem Mitglied einer Organisation oder eines Teams, gleichwertig in Entscheidungsprozesse einbezogen zu werden.

Die vier Grundprinzipien der Soziokratie sind:

  1. Der Konsent als vorherrschendes Prinzip zur Beschlussfassung (kein begründeter schwerwiegender Einwand)
  2. Eine Kreisstruktur überlagert die bestehende Linienstruktur. Die Kreise treffen innerhalb ihrer Grenzen ihre Grundsatzentscheidungen autonom (Kreisprinzip).
  3. Zwischen den Kreisen gibt es eine doppelte Verknüpfung, indem jeweils mindestens zwei Personen an Kreissitzungen teilnehmen: ein funktionaler Leiter (Manager) sowie mindestens ein Delegierter (Prinzip der doppelten Kopplung).
  4. Die Kreisteilnehmenden wählen Menschen im Konsent für Funktionen und Aufgaben aus (Soziokratische Wahl).

Durch diese vier Grundprinzipien entwickelt sich ein vertieftes Verantwortungsbewusstsein, welches das ganze System berücksichtigt. Durch die gezielte Einflussnahme aller Gruppenmitglieder, wird die Macht gleichermassen unter allen verteilt. Es gibt keine Gewinner und Verlierer. Die Entscheide haben eine hohe Akzeptanz und werden gemeinsam getragen. Da Argumente wichtiger werden als Macht, entsteht ein wertschätzender und unterstützender Teamgeist. Durch die Wahl von Kreisteilnehmenden entsteht eine hohe Motivation bei der Übernahme von Aufgaben und Projekten.

Das Konsentprinzip oder das Kein-Einwand-Prinzip

Soziokratie ist eine Zusammensetzung aus dem lateinischen «socius» (Gefährte) und dem griechischen «kratein» (regieren) und steht für eine Form der Führung, die von der Gleichwertigkeit der Individuen ausgeht. Das wichtigste Prinzip ist, dass nur dann ein Beschluss gefasst wird, wenn keiner der Anwesenden einen Einwand mit schwerwiegenden Argumenten hat. Dieses Prinzip nennt man «Konsentprinzip» (Kein-Einwand-Prinzip). Feste Fragerunden sorgen dafür, dass sich jeder einbringt, und verankern Mitbestimmung in der Gruppe oder der Organisation als Ganzes.

Das führt dazu, dass Individuen mehr Entscheidungsbefugnis bekommen als in einer Demokratie, in der die Stimmenmehrheit gilt. Soziokratie ist die Macht des Arguments und nicht die Macht der Mehrheit. Nun hat jedoch nicht jede Entscheidung durch das Konsentprinzip zu erfolgen. In der Paxis hat sich bewährt, wichtige Grundsatzentscheide mit Hilfe des Konsentprinzips zu fällen und die operativen Entscheidungen des Tagesgeschäfts an die Ausführenden zu delegieren.