Umgang mit Krisen: Tipps für mehr Resilienz und Gelassenheit

In einem Moment der Erschöpfung und Verzweiflung seufzte ein Kollege am frühen Montagmorgen: «Ich scheine nur noch Krisen zu bewältigen. Und es scheint immer mehr davon zu geben.» Seine Worte hallten in mir wider und regten mich dazu an, über die Natur von Krisen und unsere Fähigkeit, mit ihnen umzugehen, nachzudenken. Sind Krisen wirklich so sehr auf dem Vormarsch? Aber gab es nicht immer schon Krisen? Ist es dann vielmehr unsere zunehmende Unfähigkeit, mit diesen Herausforderungen umzugehen? Oder liegt es an etwas völlig anderem, dass aktuell solch eine Krisenstimmung herrscht, die uns die Energie regelrecht auszusaugen scheint?

Krisen – Die Feuertaufe des Lebens

In den vergangenen Jahren habe auch ich diverse Krisen erlebt, die entweder mich persönlich oder mein direktes Umfeld auf privater oder beruflicher Ebene als Führungskraft betrafen. Die Schliessung einer Abteilung, die schutzbedürftige KlientInnen aus ihrer vertrauten Umgebung riss, ein Suizidversuch, Gewalt gegen Mitarbeitende, der tragische Verlust eines Kindes und ein Brand – diese Erfahrungen haben mir die Schwierigkeit solcher Zeiten nur allzu deutlich vor Augen geführt. Krisen stellen uns vor gewaltige Herausforderungen und überfordern unsere üblichen Bewältigungsstrategien. Emotionell, körperlich, sozial oder existenziell fühlen wir uns am Ende unserer Kräfte. Oft führt dies dazu, dass wir uns selbst, unsere Ziele, unseren Glauben oder unsere Beziehungen in Frage stellen.

Zwischen Realität und Empfindung

Unsere moderne Welt stellt uns vor eine Vielzahl von Herausforderungen: Anforderungen, Unsicherheiten, Konflikte und Widersprüche prägen unseren Alltag. Inmitten des Wandels, digitaler Transformationen und wachsender Komplexität leben wir. Viele Menschen spüren den erhöhten Druck, der mit den Anforderungen des Lebens einhergeht, und zugleich fehlt es oft an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Ein besorgniserregender Trend ist die zunehmende Entfremdung von uns selbst – von unseren Bedürfnissen, Werten und Ressourcen. Dadurch verlieren wir nicht nur Halt und Orientierung, sondern auch den Zugang zu unserer inneren Stärke. Krisen sind dabei nicht zwangsläufig häufiger geworden, jedoch werden sie durch die verstärkte Medienpräsenz und globale Vernetzung intensiver wahrgenommen.

Lässt sich steuern, wie Krisen wahrgenommen werden?

Das Krisenempfinden ist eine subjektive Einschätzung der Bedrohlichkeit, Belastung oder Lösbarkeit einer herausfordernden Situation. Es unterliegt zahlreichen Einflüssen, wie zum Beispiel unserer Persönlichkeit, unseren Erfahrungen, Erwartungen, Einstellungen, Emotionen, sozialen Beziehungen und unserem Umfeld. Krisenempfinden ist nicht in Stein gemeisselt, sondern wandelbar, abhängig von unserer Interpretation und Reaktion auf die Situation. Es bedeutet letztlich, dass wir die Kontrolle über unser Krisenempfinden haben, wenn wir in der Lage sind, unsere Wahrnehmung, unsere Bewertung und unser Verhalten anzupassen.

Tipps für den Umgang mit Krisen

Es existiert keine allgemeingültige Formel für den Umgang mit Krisen, da jede Situation einzigartig ist und eine individuelle Herangehensweise und Bewältigung erfordert. Dennoch können bestimmte Tipps helfen, unsere Resilienz und Gelassenheit zu stärken. Resilienz bedeutet, sich von Niederlagen zu erholen und an ihnen zu wachsen. Gelassenheit beschreibt die Fähigkeit, sich von äusseren Umständen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und inneren Frieden zu bewahren. Im Folgenden finden sich einige Ratschläge für mehr Resilienz und Gelassenheit in Krisenzeiten:

  1. Akzeptiere die Realität: Versuche nicht, die Krise zu verleugnen, zu vermeiden oder zu bekämpfen. Akzeptiere sie vielmehr, wie sie ist. Erkenne an, dass du nicht alles unter Kontrolle hast und dass du dich in einer schwierigen Situation befindest. Das bedeutet keine Selbstaufgabe oder Resignation, sondern eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem, was ist, nicht mit dem, was sein sollte.
  2. Erkenne deine Gefühle an: Unterdrücke, ignoriere oder verurteile deine Gefühle nicht. Erlaube dir stattdessen, sie zu fühlen, zu benennen und auszudrücken. Deine Emotionen sind natürliche und legitime Reaktionen auf die Krise. Sie zeigen dir, was dir wichtig ist, was du brauchst und was du verändern kannst. Sei nicht streng zu dir selbst, sondern akzeptiere deine Gefühle und gehe achtsam damit um.
  3. Suche nach Sinn: Betrachte die Krise nicht als sinnlos, zufällig oder ungerecht. Suche nach einem tieferen Sinn, einer Lektion oder einer Chance, die sich daraus ergeben kann. Das bedeutet nicht, die Krise zu verharmlosen oder sie schönzureden, sondern ihr eine positive Bedeutung oder persönlichen Nutzen abzugewinnen. Das kann dir helfen, deine Motivation, deine Hoffnung und deine Ziele zu stärken.
  4. Setze dir realistische Ziele: Versuche nicht, die Krise sofort zu beheben, zu bewältigen oder zu vergessen. Setze dir stattdessen kleine, konkrete und erreichbare Ziele, die du nach und nach verfolgst. Das bedeutet nicht, dass du dich mit dem Status quo zufriedengibst oder dich selbst einschränkst. Es bedeutet, klare Prioritäten zu setzen, deine Fortschritte zu messen und dich für deine Erfolge zu belohnen. Dies kann dir bei der Stärkung deines Selbstvertrauens, deiner Selbstwirksamkeit und deiner Handlungskompetenz behilflich sein.
  5. Nutze deine Ressourcen: Versuche nicht, die Krise allein zu bewältigen oder dich zu isolieren. Nutze vielmehr die Ressourcen, die dir zur Verfügung stehen – sowohl die inneren als auch die äusseren. Das bedeutet nicht, dass du dich abhängig machst oder aufgibst. Es bedeutet, dir deiner Stärken, Fähigkeiten, Werte und Interessen bewusst zu sein und sie aktiv zu nutzen. Suche Unterstützung von anderen (z. B. Familie, Freunde, KollegInnen, BeraterInnen oder ExpertInnen), um deine Reserven, deine Ausgeglichenheit und deine Verbundenheit zu stärken.
  6. Schau auf dich selbst und tu dir etwas Gutes: Ignoriere, verdränge oder kompensiere die Krise nicht, indem du dich selbst überforderst, vernachlässigst oder dir selbst etwas antust. Höre auf die Bedürfnisse deines Körpers, deiner Seele und deines Geistes. Gönn dir ausreichend Ruhe, Erholung, Bewegung, Ernährung, Hygiene, positive Erlebnisse, Freude und Dankbarkeit. Setze Grenzen, sage Nein, grenze dich ab und schütze dich. Das kann dir helfen, deine Energie, deine Vitalität und dein Wohlbefinden zu stärken.

Du befindest dich gerade selbst in einer Krise und denkst: «Du hast leicht Reden, mir fehlen die Energie und der Mut, deine Ratschläge umzusetzen»? Lass’ es mich wissen, wenn ich dir helfen kann. Ich stehe nicht nur mit einem offenen Ohr und Ratschlägen zur Seite, sondern biete dir auch praktische Unterstützung, um mit der Situation umzugehen. Erfahre mehr über mich und meine Arbeit hier und kontaktiere mich gerne via Mail oder auf LinkedIn.